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Interview mit Dr. Roland Fischer, CEO Oerlikon Group

Der CEO der Oerlikon Group erläutert die Nachhaltigkeit seiner Produkte und nimmt Stellung zu neuen Zielen für 2030.

Interview mit Dr. Roland Fischer, CEO Oerlikon Group

Interview: Florian Fels

Sie sind beim Thema Nachhaltigkeit zuletzt sehr aktiv geworden. Hatte das Unternehmen Nachholbedarf?

Roland Fischer: Nein, die Produkte, die wir verkaufen, leisten immer schon einen grossen Beitrag zur Förderung der Nachhaltigkeit. Beispielsweise kann man mit unseren funktionalen Beschichtungen die Lebensdauer von Werkzeugen massiv verlängern, teilweise um das Fünffache. Das trägt zur Ressourcenschonung bei Rohmaterialien und Energieeinsatz bei, weil entsprechend weniger Werkzeuge produziert werden müssen. Das macht Oerlikon schon seit Dekaden und es ist unserer Kerngeschäft. Oder nehmen Sie die Beschichtungen von Flugzeugtriebwerken von unseren Kunden aus der Luft- und Raumfahrtindustrie. Sie haben im Jahr 2019 dazu beigetragen, 25 Millionen Tonnen CO2 einzusparen. Gleichzeitig betrug die CO2-Belastung durch unsere eigenen globalen Aktivitäten lediglich 158 000 Tonnen.

Diversität ist ein ganz wichtiges Thema für den mittel- und langfristigen Erfolg eines Unternehmens.

Abgesehen von Ihren Produkten, wie wird das Thema Nachhaltigkeit im Unternehmen umgesetzt?

Wir haben schon vor Jahren damit angefangen, den eigenen Betrieb stärker in den Fokus zu nehmen. So wurden in grösseren Standorten Energiemanagementsysteme eingeführt. Unsere Niederlassung in Liechtenstein, eine unserer weltweit grössten, ist beispielsweise bereits CO2-neutral, unter anderem mit Hilfe von Photovoltaik-Anlagen und Holzpellet-Heizung. Solche Dinge haben wir immer schon gemacht, neu ist, dass wir uns 2019 entschieden haben, alle unsere Massnahmen strukturiert zusammenzufasssen, transparent offenzulegen und ehrgeizige Ziele zu formulieren.

Wo liegen die Schwerpunkte?

Wir wollen Klimaneutralität im gesamten Unternehmen bis 2030 erreichen, das unterstreicht unser kompromissloses Engagement. Ausserdem planen wir, 100 Prozent unserer Forschungsinvestitionen in Produkte zu stecken, die Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigen. Weitere Ziele sind beispielsweise die Nutzung von Energie aus erneuerbaren Quellen oder die Erhöhung des Anteils von Frauen in Führungspositionen. Und als globales Unternehmen legen wir Wert darauf, dass wir die Regionen, in denen wir tätig sind, auch im Management abbilden. Unterschiedliche Sichten und Kulturen sehen wir als sehr bereichernd an für unsere Tätigkeit. Diversität ist ein ganz wichtiges Element für den mittel- und langfristigen Erfolg eines Unternehmens.

Spüren Sie den Druck aus dem Finanzmarkt und von Kunden, nachhaltiger zu wirtschaften?

Absolut, und zwar auf unterschiedlichen Ebenen. Im Kapitalmarkt wird es schon als Selbstverständlichkeit angesehen, dass man aktiv ist. Viele Fonds und Analysten geben ganz klare Vorgaben, welche Kriterien zu erfüllen sind.

Und auf Kundenseite?

Unsere Kunden suchen ja auch kontinuierlich nach Verbesserungen. Ziele in diesem Bereich können sehr unterschiedlich sein, sei es etwa eine längere Lebensdauer der Produkte oder Lösungen, die den Öl- oder Kraftstoffverbrauch verringern. Oder es geht darum, bestimmte Stoffe, wie Schwermetalle beispielsweise, zu vermeiden. Das Streben nach besseren, nachhaltigen Lösungen ist in allen Bereichen klar zu greifen.

Könnte der Druck zu mehr Nachhaltigkeit auf Sie eines Tages so gross werden, dass Sie aus dem Luftfahrtbereich aussteigen?

Das nehmen wir so nicht wahr, diese Diskussion gab es bisher nicht. Zudem ist unser Produktportfolio sehr breit, der Luftfahrtbereich macht weniger als 10 Prozent unseres Geschäfts auf Gruppenebene aus.

Haben Sie durch Ihre Tätigkeit für die Luftfahrt Schwierigkeiten, in ESG-Fonds aufgenommen zu werden?

Einerseits gibt es Fonds oder Investoren, die erwarten, dass ein Mindestmass an Kritierien erfüllt ist. Hier haben wir keine Probleme. Dann gibt es sicherlich einige Nischenfonds, die ihre Kriterien noch enger fassen und wirklich nur in Unternehmen investieren, die bestimmte Produkte gar nicht mehr bedienen. Allerdings muss ich da manchmal ein wenig lächeln, weil man es sich häufig zu einfach macht. Anlagen für Solar- oder Windkraft müssen ja auch gebaut werden, das ist auch wieder Mechanik und umfasst konkrete Produkte, bei deren Herstellung auch COproduziert wird. Da würde ich mir manchmal mehr Augenmass wünschen. Es geht doch darum, unsere Bedürfnisse so verträglich wie möglich zu erfüllen, und wenn wir wirkliche Verbesserungen wollen, geht das nur über Innovation. Hier sind wir als Technologieunternehmen sehr gut positioniert.

Mit welchen externen Partnern tauschen Sie sich zum Thema Nachhaltigkeit aus?

Zum einen mit dem Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) in Deutschland. In der Schweiz kooperieren wir mit dem Swiss Green Economy Symposium (SGES). Es ist interessant zu sehen, wie andere Unternehmen und Branchen das Nachhaltigkeitsthema bearbeiten, was Sinn macht und was nicht. Zudem schätzen wir, dass dort ganz unterschiedlichen Interessengruppen inklusive der Politik zusammenkommen und sich austauschen. Das hilft, weg von der Emotion, hin zu den Fakten zu kommen.

 

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Sara Vermeulen-Anastasi

Sara Vermeulen-Anastasi

Head of Group Communications

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