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Weltweite Faserproduktion steigt auf 70 Millionen Tonnen in 2009

Remscheid, 12. Mai 2010 – Die Oerlikon Textile Studie „Das Faserjahr“ erscheint in diesem Jahr zum zehnten Mal. Sie führt den einstigen Service des niederländischen Faserherstellers Akzo fort, der die Berichterstattung Anfang des Jahrtausends nach über drei Jahrzehnten eingestellt hatte. Die vollständige Ausgabe in englischer Sprache wird nun in Kürze auf der Homepage von Oerlikon Textile zum kostenlosen Herunterladen zur Verfügung stehen, später auch in chinesischer Sprache.

Die asiatische Stellung in der globalen Textil- und Bekleidungs­industrie nimmt weiter zu Lasten von Europa und Amerika zu

Die weltweite Fasernachfrage nahm um 4,2% auf 70,5 Millionen Tonnen zu. Chemiefasern stiegen 4,0% auf 44,1 Millionen Tonnen und Naturfasern um 4,5% auf 26,4 Millionen Tonnen. Dies entspricht bei einer Weltbevölkerung von 6,8 Milliarden einem durchschnittlichen Pro-Kopf-Verbrauch von 10,4 kg.

Zunächst erscheint die Rückkehr zum Wachstum im vergangenen Jahr positiv, doch gilt es zu berücksichtigen, dass die weltweite Textil- und Bekleidungsindustrie ein enormes Volumen in den vorangegangenen beiden Jahren verloren hat. Legt man die langfristige jahresdurchschnittliche Steigerungsrate von 3,4% zugrunde, so beläuft sich dieser Nachfrageausfall auf 15 Millionen Tonnen. Nach Beitritt Chinas zur Welthandelsorganisation (WTO) Ende 2001 erhöhte sich das jahresdurchschnittliche Wachstum sogar auf 5,2%, da preisgünstigere Bekleidung welt¬weit zur Verfügung stand. Diese Dynamik ergibt sogar einen Nachfrageausfall von etwa 19 Millionen Tonnen.

Führende Fasertypen

Baumwolle
Die Baumwollernte in der aktuellen Saison wird erwartungsgemäß um 4,8% auf 22,3 Millionen Tonnen sinken. Der zunehmende Anbau von gentechnisch modifizierter Baumwolle hatte in der Vergangenheit zu sprunghaft erhöhten Erträgen geführt, die den langfristigen Produktionstrend deutlich übertrafen. Die aktuelle Baumwollmenge nähert sich als Folge geringerer Erträge und seit fünf Jahren rückläufiger Anbauflächen dem langfristigen Trend wieder an. Im Gegensatz dazu wird der weltweite Verbrauch an Baumwolle um 5,4% auf 25,2 Millionen Tonnen angehoben.

Wolle
Die globale Wollproduktion setzte ihren Schrumpfungsprozess fort, im letzten Jahr ging sie um 7,4% auf 1,1 Millionen Tonnen zurück. Am stärksten war das Segment für Bekleidungszwecke betroffen, das um 8% auf 552.000 Tonnen sank. Der Bedarf für Innenausstattung ging um 6% auf 547.000 Tonnen zurück. Annährend die Hälfte der Jahresproduktion kommt aus Australien, China und Neuseeland. Aus unterschiedlichen Gründen war das Trio von Rück¬gängen betroffen. Trockenheit im östlichen Teil Australiens sowie hohe Fleischpreise führten zu einer Abnahme der Produktion um 9,5% auf 257,000 Tonnen. Zusätzlich ist der Bestand an Schafen auf 72 Millionen zurückgegangen, ein Niveau der 1920er Jahre. Da fast ausschließlich australische Wolle Verwendung für Bekleidung findet, gehört Australien zu dem größten Anbieter von Bekleidungswolle mit einem Weltmarktanteil von rund 50%. Der Ausstoß in dem zweitgrößten Wolle produzierenden Land, China, fiel um 6.9% auf 160.000 Tonnen. Das entspricht dem Niveau von 2003 als Folge höherer Fleischpreise. Die Produktion in Neuseeland, dem größten Versorger von Wolle für Inneneinrichtung, stürzte um 23,5% auf 119.000 Tonnen ab. Der Hauptgrund für diesen Einbruch ist, dass Farmer zunehmend auf Molkereiprodukte umstellen.

Zellulosefasern
Der Markt für zellulosische Fasern wuchs um 7,7% auf 3,8 Millionen Tonnen und verpasste damit nur knapp sein Allzeithoch von 2007. Das Garngeschäft hingegen bestätigte seinen langfristigen Schrumpfungstrend durch niedrigere Produktion in Europa und den USA. Ingesamt verzeichnete der Sektor einen Rückgang um 5,4% auf 351.000 Tonnen. Die Produktion von Viskose-Stapelfasern kletterte um 11,4% auf 2,7 Millionen Tonnen als Folge gestiegener Nachfrage von Vliesstoffen, textilen Einsatzgebieten und schwer entflammbarer Anwendungen. Dies ist besonders erwähnenswert, da sich die Preisdifferenz zu Polyester-Stapelfasern kontinuierlich verschlechtert hat, d.h. Viskosefasern vergleichsweise teurer wurden. Viskosefasern profitierten von einer gewissen Knappheit an Baumwolle sowie dem zunehmenden Wunsch der Konsumenten nach Komfortprodukten. Die überdurchschnittliche Nachfrage wurde in China und Indien erkennbar im Gleichklang mit steigenden Haushaltseinkommen. Signifikante Investitionen in diesem Segment in China lassen Fragen nach der Rohstoffversorgung und den Absatzgebieten in den Vordergrund treten, um wirtschaftliche Auslastungsraten zukünftig zu ermöglichen. Stetiges Wachstum war erneut bei Zigarettenfiltern zu erkennen. Hier wuchs die Produktion um 2,3% auf 759.000 Tonnen. Dies erscheint überraschend angesichts der weltweiten Beschränkungen des Rauchens. Der Markt wird jedoch getragen von der weiter steigenden Bevölkerung sowie Einkommenszuwächsen in Schwellenländern. Darüber hinaus ergeben sich weitere Impulse aus der Substitution von filterlosen Zigaretten und von Filtern aus Polypropylen sowie einem Trend hin zu längeren Zigarettenfiltern.

Synthesefasern
Die Entwicklung bei den synthetischen Fasern zeigte ein Wachstum von 3,7% auf 40,3 Millionen Tonnen. Während der Ausstoß von Polyesterfasern um 5,3% und von Acrylfasern um 4,4% anstieg, entwickelten sich Polyamidfasern mit -1,4% und Polypropylenfasern mit -6,5% rückläufig.
Das Chemiefaser-Geschäft hat sich weiter in den entwickelten Ländern zurückgebildet, während Asien seine ohnehin dominierende Stellung weiter ausbauen konnte. Der Beitrag an Chemiefasern übersteigt 36 Millionen Tonnen, analog zu einem Weltmarktanteil von 83%. Die Lokomotive der Textilindustrie, China, konnte ihre Produktion um 11,2% auf über 26 Millionen Tonnen anheben.

Führende Synthesefasern

Polyester
Der grundlegende Wandel im Polyestergeschäft hat sich weiter in Richtung China vollzogen. Das Land nimmt gegenwärtig einen Anteil von 69% ein. Beträchtliche Investitionen lassen einen weiteren Ausbau dieser industriellen Führerschaft deutlich erkennen.
Das starke Wachstum im Bereich textiler Polyestergarne von 6,7% auf 18,2 Millionen Tonnen geht zurück auf eine kleine Anzahl von asiatischen Ländern, wohingegen die westliche Hemisphäre empfindliche Einbussen zu verzeichnen hatte. Dies hat dazu geführt, dass nunmehr 97% aller textilen Polyestergarne asiatischen Ursprung haben. Europa wie auch Amerika litten unter drastischen Rückgängen der Produktion um 22% bzw. 15%.
Technische Garne waren maßgeblich von einer Abkühlung der Automobilindustrie betroffen. Ihr Volumen ging um 6,1% auf 1,1 Millionen Tonnen zurück. Dramatische Einbrüche waren mit 44% in West- und Osteuropa zu verzeichnen, auch Amerika fiel um 19%. Erstaunlich erscheint hier die Entwicklung in China. Offiziellen Angaben zufolge konnte hier die Produktion um 22% angehoben werden. Dies spricht angesichts rückläufiger Garnexporte für ein atemberaubendes Wachstum der Inlandsnachfrage in Zeiten wirtschaftlichen Abschwungs.
Der Ausstoß von Stapelfasern erhöhte sich um 4,4% auf 12,6 Millionen Tonnen. Wachstumsimpulse kamen abermals lediglich aus Asien, auf das ein 89%iger Marktanteil entfällt. Obwohl der Kapazitätsausbau in China bereits seit 2005 an Dynamik verloren hat, sind Überkapazitäten nach wie vor vorhanden, was eine durchschnittliche Auslastungsrate von knapp über 70% zeigt. Indien, der zweitgrößte Produzent, konnte seine Produktion um 15% anheben und so das Niveau vor der Finanzkrise erreichen. Taiwan und Südkorea, an dritter bzw. vierter Stelle, konnten gleichfalls ihre Volumina erhöhen. Taiwan konnte die Produktion um 13% auf 570.000 Tonnen steigern und erzielte dabei eine durchschnittliche Auslastung von rund 90%. In der koreanischen Industrie wurde das Ergebnis um 5% auf 516.000 Tonnen bei einer Auslastungsrate von gut 80% verbessert. Die wirtschaftlichen Nutzungsgrade der Maschinen sind Folge kontinuierlicher Anpassungen an geänderte Marktbedingungen; weitere Rückgänge der Kapazitäten sind für die Folgejahre geplant. Die übrige Welt litt unter Produktionsrückgängen sowohl in West- und Osteuropa um 14% auf 600.000 Tonnen als auch in Amerika um 15% auf 725.000 Tonnen.

Polyamid
Polyamidfasern setzten ihren Trend fort und gingen um 1,4% auf 3,5 Millionen Tonnen zurück. Steigende Rohstoffkosten, die sich bis zum Jahresende nahezu verdoppelten, haben zu Preisanstiegen der nachgelagerten Produkte geführt. Zudem haben der rückläufige Immobilienmarkt in den USA sowie die geringere Aktivität der Automobilindustrie zusätzlichen Druck auf die Branche ausgeübt. Davon unberührt blieben textile Anwendungen, da dieses Segment um 8,3% auf 1,6 Millionen Tonnen anstieg. Die übrigen Sektoren entwickelten sich rückläufig. Technische Garne sanken um 7,4% auf 0.9 Millionen Tonnen, Teppichgarne fielen um 8,0% auf 0,7 Millionen Tonnen und Stapelfasern nähern sich immer weiter einem Spezialitätenstatus nach weiterem Rückgang um 15,7% auf 214.000 Tonnen.

Polypropylen
Belastet durch steigende Rohstoff¬preise, reduzierte Konsumausgaben für Inneneinrichtungen sowie fortschreitende Substitution in den USA durch Polyester-Teppichgarne hat sich der Markt um 6,5% auf 2,6 Millionen Tonnen rückläufig entwickelt. Während Stapelfasern, vornehmlich als Einsatzstoff für Vliesstoffe, um 3,5% auf 1,1 Millionen Tonnen zunahmen, brach die Produktion von Garnen um 12,7% auf 1,5 Millionen Tonnen ein.

Acrylfasern
Der Markt erfreute sich nach vierjährigem Rückgang an einem Zuwachs der Produktion um 4,4% auf 1,9 Millionen Tonnen. Der wirtschaftliche Aufschwung begann in Asien und erreichte Europa bereits im zweiten Quartal. Auf dem amerikanischen Kontinent war hingegen keine Belebung zu spüren. Während zunächst saisonale Nachfragemuster sowie die Notwendigkeit zum Auffüllen von Lagerbeständen das Wachstum trieben, hat auch der seit sechs Jahren niedrigste Preisunterschied zu Polyester die Nachfrage positiv unterstützt.

Globale Garnproduktion bei nahezu 62 Millionen Tonnen
Im vergangenen Jahr stieg die Produktion an Garnen um 4,0% auf 61,8 Millionen Tonnen. Die unterschiedlichen Garntypen profitierten in verschiedenem Masse von der anziehenden Konjunktur. Filamentgarne wuchsen um 3,4% auf 24,8 Millionen Tonnen, wobei Teppichgarne (ohne Polyester) um 13,4% auf 1,7 Millionen Tonnen zurückgingen. Technische Garne hatten einen Rückgang von 6,9% auf 2,4 Millionen Tonnen zu verzeichnen. Lediglich textile Garne konnten um 6,4% auf 20,7 Millionen Tonnen zulegen. Kurzstapel-Fasergarne nahmen um 5,1% auf 32,9 Millionen Tonnen zu, während Langstapel-Fasergarne auf Vorjahresniveau von 4,1 Millionen Tonnen verharrten.
Der Weltmarkt von 61,8 Millionen Tonnen wird dominiert von China. Die chinesische Produk¬tion betrug 39,7 Millionen Tonnen, was einem Marktanteil von 64% entspricht. Indien stellte 5,7 Millionen Tonnen her und nimmt einen Marktanteil von 9% ein. Die USA erzielten einen Beitrag von 1,9 Millionen Tonnen, gefolgt von Taiwan mit 1,5 Millionen Tonnen und Südkorea mit 1,1 Millionen Tonnen. Auf die übrige Welt entfiel ein Anteil von 19%, d.h. 11,9 Millionen Tonnen.

Produktion von Vliesstoffen erreicht 7 Millionen Tonnen
Die Vliesstoffindustrie lieferte ein uneinheitliches Bild, da Bereiche wie Hygiene, Babywindeln und medizinische Einsatzgebiete kaum vom wirtschaftlichen Rückgang betroffen waren. Andere Sektoren wie zum Beispiel Automobil, Baugewerbe und Heimtextilien waren dagegen in stärkerem Masse betroffen. Insgesamt wuchs die Produktion von Vliesstoffen um 6,3% auf 7,1 Millionen Tonnen. In entwickelten Ländern werden Wachstum der Bevölkerung sowie des Einkommens weiterhin zu einer Zunahme der Konsumausgaben für Einwegartikel führen. Zudem wird die alternde Bevölkerung einen erhöhten Bedarf an medizinischen Vliesstoffen und Inkontinenzprodukten nach sich ziehen. Ein wahrnehmbarer Wachstumsschub wird jedoch aus der wachsenden Mittelklasse in Schwellenländern resultieren. Die Märkte in China und Indien werden besonders in den städtischen Regionen weiter anwachsen. Im Gegensatz dazu wird der Bedarf in den ländlichen Gebieten nicht so sprunghaft steigen, allein wegen deutlich geringerer Einkommen sowie aus Gründen der Tradition. So wird die Nachfrage nach Baby¬windeln geringeres Wachstum aufweisen, im Übrigen auch im Mittleren Osten, als Folge von Großfamilien und der Beschäftigung von Kindermädchen. Abschließend gilt darauf hinzu¬weisen, dass Investitionen in die Infrastruktur den Bedarf für Geotextilien und landwirtschaftliche Anwendungen weiter beflügeln werden.

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