Choose your country / language

Beyond Surfaces Nr.9 - Chance

Fehler nicht erlaubt: Marc Hervé betreut eine Nische. Aber die ist ganz schön schnell ...; Materialien für Giganten: Rechnergestützte Materialentwicklung im Bergbau; Spot on Materialien: Plasma; Turbomässig innovativ: Suspensionsplasmaspritzen; Spot on Anwendung; Versteckte Helden der Mobilität

Beyond Surfaces Nr.9 - Chance

Das Jahr 2020 hat vieles verändert. In dieser Ausgabe von BEYOND SURFACES geben wir Ihnen deshalb in einem «Special» einen besonderen Einblick darin, wie unsere Mitarbeitenden aus aller Welt die Herausforderung der Covid-19 Pandemie mit Engagement und Kreativität angenommen haben. Ausserdem nehmen wir diesmal den Magazintitel ausnahmsweise ganz wörtlich und blicken «über Oberflächen hinaus» auf den zweiten Pfeiler des Oerlikon-Konzerns, unser Chemiefasergeschäft.

Mit dieser Ausgabe feiern wir ein kleines, aber feines Jubiläum: Vor fünf Jahren erschien die erste Ausgabe von BEYOND SURFACES. Zwei Jahre zuvor war Metco zum Oerlikon Konzern gekommen, und dieses Magazin entstand, um unseren Kunden die Lösungen der beiden Marken Oerlikon Balzers und Oerlikon Metco näher zu bringen.

Seit damals hat sich der Oerlikon Konzern stark gewandelt. Er ist heute ein »Powerhouse of Materials and Surface Solutions«, und unser jüngster Geschäftsbereich Additive Manufacturing, der sich mit der Industrialisierung additiver Fertigungsmethoden beschäftigt, stellt eine wichtige Ergänzung und Verbindung zum Portfolio von Oerlikon Balzers und Oerlikon Metco dar.

Im Magazin blättern

Marc Hervé betreut eine Nische. Aber die ist ganz schön schnell …

Privat ist er mit einer unauffälligen Familienkutsche unterwegs. Berät er allerdings seine Kunden, dreht sich alles um Formel-1-Boliden, Moto-GP-Bikes oder Rennwagen der Formel-E, und vor allem die Frage: Mit welcher Beschichtung werden sie um die eine entscheidende Zehntelsekunde schneller als die Konkurrenz? Marc Hervé ist in einer Nische unterwegs, und kennt die Geheimnisse der ganz Grossen im Motorsport.

Im Motorsport gibt es nur ein Ziel: gewinnen. Es geht um Zehntelsekunden. Alles andere ist sekundär. Normalerweise werden die Oerlikon Balzers Beschichtungen im Automotive-Bereich eingesetzt, um Reibung zu reduzieren und die Lebensdauer von Motorkomponenten zu verlängern – mit dem Ziel, dass die Motoren effizienter arbeiten.

Anders im Rennsport. Hier geht es nicht um weniger, sondern um mehr: Nicht die Reibung soll reduziert, sondern dank der Beschichtung noch mehr Leistung aus dem Motor herausgeholt werden – und damit höhere Geschwindigkeit.

Marc Hervé, Global Segment Manager Motorsports bei Oerlikon Balzers, sagt: »Ich bin kein Verkäufer von Beschichtungen, und ich muss auch nicht um den Preis verhandeln. Wenn ein Kunde bei mir anruft, hat er entweder ein Problem, das er mit unserer Hilfe lösen will; oder er ist überzeugt, dass wir der richtige Partner für ein neues Projekt sind. Dann berate ich, bin gedanklicher Sparringspartner bei Was-wäre-wenn-Überlegungen, und nicht selten auch Coach – bis wir uns sicher sind: Das wird funktionieren. Denn im Motorsport sind Fehler nicht erlaubt: Wenn du auf die Rennstrecke rausgehst, musst du dir sicher sein, dass es funktioniert.«

Wenn du auf die Rennstrecke rausgehst, musst du dir sicher sein, dass es funktioniert.

Marc Hervé, Gobal Segment Manager Motorsports, Oerlikon Balzers

Nicht herumtüfteln, bis die Rennsaison vorbei ist

Auch abseits von der Rennstrecke geht es um Geschwindigkeit. Entwicklungszeiten von mehreren Monaten und lange interne Freigaben einholen? Marc schüttelt den Kopf: »Ich arbeite direkt mit den Teams, die die Rennwagen entwickeln, und ihren Lieferanten. Vom ersten Gespräch bis zur fertigen Lösung – das müssen wir in zwei Monaten schaffen. Wir können doch nicht herumtüfteln, bis die Rennsaison vorbei ist! Das ist der Spirit, den du haben musst, um in dieser Branche zu arbeiten – den haben die Teams, den haben wir von Oerlikon Balzers in Limoges, und sogar die Fahrer, die uns die Motorenteile zur Beschichtung ins Kundenzentrum bringen: Sie übernachten oft auf dem Parkplatz, damit sie die fertigen Teile ohne Zeitverlust zu ihrem Team bringen können!«

Die Frage, was ihn denn nach zwei Jahrzehnten noch immer an seiner Arbeit fasziniert, hat sich damit wohl erübrigt. Er lacht: »Stell dir vor, ich habe seit 21 Jahren den gleichen Schreibtisch im gleichen Büro! Ich bin in Limoges geboren und aufgewachsen, habe dort Maschinenbau studiert und meinen ersten Job bei Sorevi bekommen. Heute heisst die Firma Oerlikon Balzers, letztes Jahr feierten wir 30-jähriges Firmenjubiläum, und ich gleichzeitig meine 20-jährige Firmenzugehörigkeit. Das war sehr emotional!«

Wenn ein Kunde bei mir anruft, dann berate ich, bin gedanklicher Sparringspartner bei Was-wärewenn-Überlegungen, und nicht selten auch Coach – bis wir uns sicher sind: Das wird funktionieren.

Marc Hervé, Gobal Segment Manager Motorsports, Oerlikon Balzers

Kein Lärm, kein Gestank. Aber extrem spannend.

Beim Motorsport wird vor allem unterschieden zwischen »Rennsport« (engl. Racing) mit der hauptsächlich in Europa dominierenden Formel 1, der amerikanischen Nascar-Serie, verschiedenen Rallye-, und Motorrad-Serien (Moto-GP, Superbike), und »Supersports«, wozu Rennen mit hochtechnisierten Sportwagen und Motorrädern gezählt werden. Und neben Verbrenner- kommen bei beiden Ausprägungen seit einigen Jahren auch Rennen mit elektrischen Antrieben dazu – Formula E, E-Ralleyecross und E-Motorräder.

Wie jetzt – Formel 1 und elektrisch im gleichen Atemzug? Marc lacht. »Ja, ich weiss, was du denkst! Bei meinem ersten E-Rennen war mein erster Gedanke: Kinderspielzeug! Ich meine, die mussten mitten im Rennen ihren Akku wechseln! Und dann kein Lärm, kein Gestank … das war furchtbar!« Heute ist er überzeugt davon, dass elektrische und hybride Antriebe die Zukunft sind – auch im Motosport. Für ihn selbst und sein Team bedeutet das aber auch, dass sie Lösungen für eine völlig neue Kundengruppe mit völlig neuen Anwendungen erarbeiten: »Das ist extrem spannend!«

Kein Lärm, kein Gestank. Aber extrem spannend.

Beschichtungen für eine Branche, die nachhaltig werden will

Überhaupt treibt Nachhaltigkeit die ganze Branche um. Schon spricht man sogar von einer CO2-freien Formel 1. Die Frage lautet: Wie bringt man noch mehr Leistung auf die Strecke, ohne der Umwelt zu schaden? Als Marc vor 20 Jahren damit begann, Beschichtungen für den Rennsport zu verkaufen, war das noch kein Thema: »Damals fuhr man mit Zwölfzylinder-Motoren, und an einem Rennwochenende wurden nicht selten vier Motoren verschlissen – das hiess für uns: hohe Volumen, viele Teile, günstige Beschichtung. Heute ist das ganz anders – die Wagen fahren mit Sechszylindern, und die müssen mindestens fünf Rennwochenenden lang Höchstleistung bringen«, erklärt er. Die Beschichtungen müssen also dafür sorgen, dass diese Motoren länger und zuverlässiger laufen, und aus der erlaubten Menge an Treibstoff das Maximum herausholen. »Das versteht man heute im Rennsport darunter, Kosten und Treibstoff zu sparen!«

Sein persönliches Traumauto: ein Nissan GTR

Motorsport ist eine eigene, aber auch eine sehr kleine Welt. »Wir arbeiten für fast alle professionellen Renn-Teams – und damit für direkte Konkurrenten. Ich und meine Kolleginnen und Kollegen in Limoges kennen also einige der bestgehüteten Geheimnisse der Motorsport-Welt. Darauf sind wir sehr stolz, denn es zeigt, wie sehr uns die Motorsport-Teams vertrauen.«

Marc Hervé sagt von sich in aller Bescheidenheit: »Was ich mache, ist nicht nur bei Oerlikon Balzers eine absolute Nische. Es gibt halt nicht viele Marc Hervés auf der Welt.«Das glauben wir ihm aufs Wort. Er hat es jedenfalls geschafft, uns mit seiner Begeisterung anzustecken. Da bleibt zum Schluss nur noch eine Frage: Was für ein Auto fährt eigentlich jemand, der tagtäglich mit den schnellsten Boliden der Welt zu tun hat, und sogar gelegentlich selbst einen Porsche oder Ferrari auf der Rennstrecke steuert? Marc grinst: einen Skoda Superb! Und relativiert gleich: »Aber irgendwann kaufe ich mir mein Traumauto, einen Nissan GTR, und den will ich dann selbst in Japan abholen! Bis dahin muss ich leider noch etwas warten, denn ich habe meiner Frau versprochen, dass wir erst das Haus abbezahlen – bloss findet sie immer wieder ein neues Umbauprojekt!«

BALIQ CARBOS: noch besser als Diamond-Like-Carbon (DLC)

Wenn Rennwagen und -motorräder an ihre Leistungsgrenzen gebracht werden, müssen kritische Komponenten extremen Belastungen standhalten. Dann schlägt die Stunde für BALIQ® CARBOS und BALIQ® CARBOS STAR, zwei Beschichtungen, die Oerlikon Balzers speziell für Anwendungen mit extremem Kontaktdruck und hohen Gleitgeschwindigkeiten entwickelt hat. Sie sind damit ideal sind für Hochleistungsmotoren im Motorsport.

Video auf YouTube anschauen

30-jähriges Jubiläum von Oerlikon Balzers in Limoges

Im Oktober 2019 feierte Oerlikon Balzers mit zahlreichen Ehrengästen und Kunden das 30-jährige Jubiläum ihres Kundenzentrums in Limoges, Frankreich. Limoges ist bekannt als Oerlikon Balzers’ Kompetenzzentrum für Motorsport, in dem Präzisionskomponenten von Hochleistungsmotoren hochwertig beschichtet werden. Der Erfolg von Oerlikon Balzers in der Motorsportindustrie über mehr als 25 Jahre ist vor allem auf die leistungsstarke DLC-Beschichtung BALINIT® CAVIDUR zurückzuführen. Sie hat durch ihre geringe Reibung, ihre sehr hohe Verschleissfestigkeit und ihre Langlebigkeit den weltweiten Standard für Komponenten von Ventiltrieben gesetzt.

 

keyboard_arrow_up